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Exerzitien

Stille in Wien bietet einen Weg, zurückgehend auf Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordens, um betend mit dem Wort der Bibel das eigene Leben zu ordnen und neu auszurichten und im Blick auf Jesus Christus die erforderlichen (Lebens-) Entscheidungen treffen zu können.

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Was sind eigentlich Exerzitien?

Exerzitien sind eine Weise, Gott im eigenen Leben wirken zu lassen. Sie sind ein geistlicher Übungsweg, der Menschen unterstützt auf der Suche nach Gott, nach der Erfüllung des eigenen Lebens und auf dem Weg, ein liebender Mensch zu werden.
Exerzitien lehren zu beten, d.h. mit Gott in Dialog zu kommen und zu sein. Und sie helfen, Gottes Willen mehr und mehr im Leben zu suchen und zu entdecken. Die Weise, wie dieser Dialog zwischen Gott und der*dem Übenden unterstützt wird, unterscheidet sich je nach Exerzitienform. Und welche mehr hilft, hängt auch von der je eigenen gegenwärtigen Lebensphase ab. Mal kann mehr das eine, mal mehr das andere hilfreich sein.

Wesentliche Elemente sind Meditationen (Betrachtungen) von Texten der Hl. Schrift und über das eigene Leben, mehrere feste Gebetszeiten am Tag, Gespräche mit dem Begleiter oder der Begleiterin und das durchgehende Stillschweigen.

In „Ignatianischen“ Exerzitien, die sich am Exerzitienbuch des hl. Ignatius von Loyola orientieren und die sechs bis zehn volle Tage dauern, betet der*die Übende mehrere Stunden am Tag meist mit Hilfe von Texten der Bibel. Im täglichen Begleitgespräch werden diese Impulse von dem*der Begleiter*in für das Gebet mitgegeben, je nachdem, welche Bibelstelle gerade zur jeweiligen Situation und inneren Dynamik passt. Manchmal ist es aber auch ein Bild, ein Gebet oder eine Lebenssituation, die betrachtet werden. Der Exerzitant kommt dann mit Hilfe dieses „Inhalts“ mit Gott über sein Leben und über seine Beziehung zu ihm ins Gespräch, wobei das Gebet immer wieder auch sehr einfach und schlicht sein wird, stilles Dasein vor Gott. In der Ursprungsform, den sogenannten Großen Exerzitien, die 30 Tage dauern, werden  neben „Schlüsselmeditationen“, die Ignatius vorgibt, vor allem die Geheimnisse des Lebens Jesu Christi von seiner Geburt über Leiden und Sterben bis zu seiner Auferstehung betrachtet. Der*die Exerzitant*in sucht so, Jesus Christus mehr kennen und lieben zu lernen und zu erspüren, wie er*sie ihm konkret nachfolgen kann.

Neben diesen klassischen Ignatianischen Exerzitien haben sich weitere Exerzitienformen etabliert, die alle das Ziel gemeinsam haben: das Leben von Gott her zu ordnen. Es gibt Exerzitien mit einem oder zwei „Vorträgen“ am Tag in der Gruppe, Wanderexerzitien, Straßenexerzitien, Schreibexerzitien, Filmexerzitien, Exerzitien mit Bibliodrama und Kurzexerzitien für junge Erwachsene. Mit je unterschiedlichen Medien wird der Dialog zwischen Beter*in und Gott durch Impulse gefördert.

Auch kontemplative sechs- bis zehntägige Exerzitien führen in eine Kommunikation mit Gott, bei der aber nicht gesprochen wird, sondern die in einem stillen Verweilen in seiner Gegenwart besteht. So wie gute Freunde tief miteinander verbunden sein können, ohne dass sie viel miteinander reden. Im christlichen Kontext ist diese Weise des Betens aus dem Herzensgebet der ersten Wüstenväter erwachsen. Mit Hilfe eines Psalmverses oder Gebetswortes, das ständig innerlich wiederholt wird, versucht der*die Exerzitant*in in der Gegenwart Gottes zu verweilen. Dies geschieht in der Weise des Jesusgebetes, wenn nicht nur ein inneres Wort wiederholt wird, sondern mit dem Namen „Jesus Christus“ gebetet wird. Auch hier gibt es verschiedene methodische Zugänge. Die Wegschritte von Franz Jalics SJ bieten als Sammlungshilfen neben dem Namen „Jesus Christus“ auch den eigenen Atem und die Wahrnehmung der Hände an.

Für welche Form und Dauer von Exerzitien man sich auch entscheidet, in jeder kann sich Gott der betenden Person mitteilen, sofern sie sich dafür öffnet. Nicht die Form ist letztlich dafür entscheidend, sondern die Haltung, in der man sich auf diese Begegnung mit Gott einlässt. Probieren Sie es doch einfach mal aus.

Sr. Christa Huber CJ, Sr. Johanna Schulenburg CJ
P. Anton Aigner SJ, P. Josef Maureder SJ